Wir verlassen Chiclayo mit dem Bus, über die Panamerikanische Strasse, die Nord- und Südamerika überquert. Wir stellen fest, dass das ökologische Gewissen der Peruaner nur langsam wächst: entlang der Strasse liegen riesige Mengen von Plastiktüten, Abfällen oder Reifenteilen.
Wir queren eine Wüste aus grauem Sand über, die immer wieder von wenige Kilometer langen fertilen Gebieten unterbrochen ist. Da sind Felder und staubige Dörfer zu sehen, weil die Strassen nicht asphaltiert sind. Regelmäßig müssen die Einwohner die Strasse mit Wasser gießen, um den Staub am Boden zu halten. Wir bekommen den Eindruck, dass die Häuser fast nie fertiggebaut werden, als möchte man die Möglichkeit behalten, einen weiteren Stock hinzuzufügen. Während eines Gespräches erfahren wir, dass man dadurch weniger Steuer zählt.
Wir brauchen vier Stunden, um die 800.000 Einwohner grosse Stadt zu erreichen. Hier sind zwei außergewöhnliche Orte zu sehen: Chan Chan und die Huacas del Sol y de la Luna. Ein Taxi bringt uns zur Casa de Clara, einem von unserem Reiseführer empfohlenen Hotel: sehr gute Überraschung!
Clara ist gleichzeitig Gastgeber und Reiseführerin... Sie könnte sogar Professor an der Uni sein. Sie empfängt uns in ihrer dreistöckigen Haus. Nettes Wohnzimmer, Küche und super Terrasse, wo die Begegnungen einfacher sind. Wenn Clara das Haus verlässt, gibt sie einfach die Schlüssel weiter, damit man anderen Leuten die Tür öffnen kann.
Um die historischen Orte, etwas außerhalb der Stadt zu gelangen, fahren wir zu 6 in ihrem sehr alten, "Valo Valé" genannten Käfer. Da der Außengriff der Fahrertür nicht mehr geht, bleibt die Scheibe Tag und Nacht offen...
Clara hat bei vielen der archäologischen Baustellen gearbeitet und dabei an vielen der wichtigsten peruanischen Ausgrabungen (Sipan, Chan Chan, Huacas...) teilgenommen. Sie verfügt über ein unendliches Wissen, was die pre-Inka Zivilisationen angeht, und teilt es mit Leidenschaft. Sie ist in 35 Länder gereist, und kann dadurch die Zusammenhängen zwischen Kulturen erkennen. Um die Symbolik der unterschiedlichen Darstellungen zu erklären, zeichnet sie Moche Götter oder Chimu Wellen mit dem Finger im Sand.
Nach einem Tag voll mit Erklärungen ist es schwierig, sich an alles zu erinnern. Wir haben einiges schnell trotz Claras hohem Tempo (auf Spanisch) mitgeschrieben, was uns erlaubt, einiges präziseres über die Huacas und Chan Chan zu berichten.
Die Huacas del Sol y de la Luna:
Zwei riesige Pyramiden aus Adobe im Schatten eines Berges; eine Stadt zwischen den Pyramiden. Das Ganze bildet einen unendlichen archäologischen Ort, der ständig erforscht wird. Allerdings erfährt uns Clara, dass neun Mumien in einer Grabkammer vor wenigen Wochen gefunden wurden. Huaca bedeutet heiliger Ort. Die Huacas del Sol y de la Luna spielten eine doppelte Rolle: administrativ und religiös. In der Huaca de la Luna sind wunderbare polychrome Basreliefs zu sehen, die Tiere, geometrische Figuren und vor allem Ayapaiec darstellen, den Hauptgott der Moche Kultur. Er sei der Berg- und Abstechergott. Die Moche brachten ihre festgenommenen Feinde in die Huaca de la Luna und opferten sie, bevor sie ihr Blut tranken.
Ayapaiec mit den heiligen Farben der Opferorte: rot fürs Blut und das Leben, schwarz für die Trauer, gelb fürs Licht und weiss für den Geist.
Clara fügt bei der Erklärung hinzu, dass wir auf...Menschenresten gehen!
Chan Chan:
Wir besichtigen Chan Chan im schönen Abendlicht. Clara kennt den Pförtner und fast alle Hausmeister. Sie verhandelt den Preis, und wir bleiben alleine im Ort, weil alle Besucher schon weg sind. Chan Chan war die Hauptstadt des Chimu Volkes, das seinen Höhepunkt zwischen 1300 und 1500 nach Christus erreicht hat. Mit 24km2 und 80.000 Einwohnern war Chan Chan die größte präkolumbianische Stadt Amerikas. Wir besichtigen nur eine der neun Zitadellen, und sind schon von deren Größe beeindruckt. Wir gehen zwischen riesigen Wänden, Basreliefs mit Pelikan- und Seeotterskulpturen. Clara endet ihre Erklärungen der mal figurativen, mal stilisierten Darstellungen der Skulpturen nie. Sie meldet Details, die wir selber nie bemerkt hätten: die Pelikane haben Auge in Form des Südkreuzes.
Wir gelangen einen Hof mit einem Teich, wo Enten ruhig planschen. Damals war dies auch ein Opferort. Jede 28 Tage wollte man den Mond ehren, wenn er sich im Wasser spiegelte, weil man dachte, dass auf der Erde unterwegs war...Für die Rückfahrt ist es etwas enger im Käfer, nachdem eine weitere peruanische Führerin mitkommt, und uns dabei ein paar traditionelle Quechua Lieder über Coca und Liebe singt.
Am nächsten Tag, und kurz bevor wir Trujillo verlassen, treffen wir Fanny und Jérémie, zwei Franzosen, die seit 8 Monaten in Südamerika mit einem VW Kombi unterwegs sind. "El Tchu Tchu" hat schon einige Probleme erlebt (z.B. Motor auf de Strasse runtergefallen). Sie geben uns zahlreiche Tipps über unsere nächsten Reiseziele, und zeigen uns ihre wunderbar illustrierten Tagebücher.
Wir trinken eine Flasche schlechten Rotwein zu 4, wodurch wir eine sehr schlechte Reise im Nachtbus verbringen werden.
Wenn ihr in Trujillo vorbeifahrt, geht direkt zu Claras Haus!
Casa de Clara
Cahuide 495
(Urb. Santa Maria)
Trujillo
casadeclara.xanga.com
Hier findet ihr alle Bilder von Trujillo, von Clara, von den Huacas und Chan Chan.
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