Wir verlassen das Grand Canyon Plateau und betreten das Navajogebiet. Wir fahren wieder eine schöne kilometerbreite Wüste durch. Die Landschaft ändert sich ständig, von rosa Hügeln zu gelbem Canyon zu roten Mesas.
Und plötzlich entsteht ein Horrorbild vor uns:
Willkommen in Page: diese Boomstadt wurde nur wegen des Aufbaus des Glen Canyon Coloradodamms, der den Lake Powell bildete, etabliert. Der Lake ist ein riesiges Stauwerk, welches primär die Regelung der zerstörerischen Hochwasser des Colorado erzielt. Außerdem wird dadurch Elektrizität produziert, um die nächsten Städte zu versorgen.
Wir stellen unser Zelt direkt am See. Vom Ufer erkennt man dank der vom Wasser hinterlassenen Spuren ganz gut, dass der Wasserspiegel extrem niedrig ist. Die Wasserversorgung des Sees hängt direkt von den Schneefällen des letzten Winters in den Rocky Mountains ab. Dieses Jahr war es besonders wenig. Die alleine Präsenz einer solchen Wassermenge mitten in der Wüste ist so unwahrscheinlich, dass es eines unangenehmes Gefühl weckt. Sie erinnert uns an Filme wie "Eine störende Wahrheit" von Al Gore, "Home" oder "Earth"... Das Verhalten der Leute hier, die mit Allradfahrzeug, Quad, Boot mit Außenborder oder Jetski kommen, um hier nur Spaß zu haben, verstärkt dieses Gefühl: allgemeine Gleichgültigkeit vor einer angesagten Umweltkatastrophe. Allerdings sammelt sich viel Sand im See, und die Wassertemperatur erhöht sich wegen des Damms, was zu einer Änderung der lokalen Umwelt führt.
Die geführte Tour des Glen Canyon Damms gibt uns ein doppeltes Gefühl von Bewunderung und Abscheu. Die mit dem Aufbau verbundenen Zahlen sind einfach riesig: so viel Beton im Damm als für eine vierspurige Autobahn zwischen Chicago und Phoenix (schaut euch mal die Karte der USA an...), der See ist erst nach 17 Jahren voll geworden, er ist 655 km2 groß, über 300km lang, seine Ufer betragen 3140km. Alles nur beim richtig Platzieren eines Deckels!
Warum sind wir nach Page gefahren? Wegen Antelope Canyon, dessen wahnsinnige Bilder viel berühmter sind als der Name selbst. Eigentlich sind es zwei nur wenige Meter breite und ein paar hundert Meter lange Canyons (Upper und Lower). Unter Tags kommt das Sonnenlicht senkrecht zum Boden und dadurch tief in die Canyons. Das Lichtspiel auf den Steinen ist einfach fabelhaft. Beide Upper und Lower Canyon befinden sich im Navajogebiet; die Navajos verstehen das Geschäft ganz gut: die Besichtigung beider Canyons würde ein Vermögen kosten. Aus diesem Grund wollen wir nur den Lower Canyon sehen, der enger und weniger besucht sein soll.
Der Besuch startet mit einer Wiederholung aller Sicherheitsregeln: das Hauptrisiko dieser engen Passagen ist das Auftreten von Flash Floods, diesen raschen Hochwasser, die kurz nach starken Niederschlägen vorkommen. Das Wasser ist in so einem Fall so schnell, dass es alles mitschleppt: Sand, Bäume, Steine usw. Ca. 15 Leute - hauptsächlich Franzosen - sind 1997 im Canyon ertrunken.
Unter diesem Link könnt ihr das Wunderbare Show von Antelope Canyon bewundern!
Eine schnelle Durchfahrt in Horseshoe Bend erlaubt uns, den schönen Colorado wieder von oben zu sehen.
Wir verbringen unsere erste Nacht in der Wüste mit Skorpionen, Taranteln und Klapperschlangen.
Am nächsten Tag müssen wir den wegen eines kleinen Sturms gesammelten Sand aus dem Zelt räumen...
Comments powered by CComment