Hier ist unsere Bilanz von Nepal.
Kultur
Wir hatten keine Ahnung, was wir in diesem Bereich erwarten mussten, nachdem wir dieses Teil der Reise sehr spontan organisiert hatten; außerdem war unser Reiseführer lakonisch in dieser Hinsicht. Wir haben einen richtigen Schock beim Ankommen erlebt. Die hinduische Religion und ihre extreme Komplexität, ihre Tempel und nicht immer gnädigen Gottheiten, die bunten Saris und die Künstlichkeit der Frauen bilden einen starken Kontrast mit dem Dreck und der allgemeinen Armut; die Aufregung auf den Strassen bildet auch starke Unterschiede zum sozialen Immobilismus und Resignation, der sich aus dem System der Kasten ergeben. Nepal war wahrscheinlich unsere stärkste kulturelle Überraschung.
Landschaften
Wir sind hingeflogen, um hohe Gipfel zu sehen und waren nicht enttäuscht. Das Tal der Annapurnas, die buddhistische Kultur und die Landschaften hoher tibetischer Plateaus haben uns sehr gefallen. Blaue Himmel, weisse Berge, goldenes Licht. Zauberhaft!
Wir haben Kathmandu, den Chaos und die starke Verschmutzung viel weniger gemocht. Im Gegenteil haben wir Bhaktapur wegen der wunderbar dekorierten Holztempel, der Gassen und der mysteriösen Stimmung einfach geliebt.
Leute
Freunde, die in Nepal schon waren, hatten uns die Nepalesen lobend beschrieben. Nett, großzügig, respektvoll...
Unsere Meinung dazu ist eher kontrastreich. Wir fanden die Leute vor allem drängend, um etwas Geld zu bekommen. Während dieser Reise bemühen wir uns, alles selber zu organisieren, unsere Rucksäcke selber zu tragen, um die Ausbeutung schlecht bezahlter Träger zu begrenzen, und dadurch auch direkte Kontakte zu den Einheimischen zu fördern (Märkte. lokale Büsse, direkte Verhandlung mit den Gasthäusern); wir waren aber nicht weit genug von den ausgetretenen Pfaden. In sehr begehrten Orten ist die Beziehung zum Tourist nur finanziell. Keine Chance, weiter zu gehen. Wenn jemand auf euch zukommt, ist es nur, um etwas zu verlangen. Langfristig wird es ärgerlich, besonders mit Kindern, die anfangen, zu verhandeln, nachdem ihr den schon dreimal "nein" gesagt habt: "nicht 50, ok, dann nur 20 Rupien und ein Stift...". Das Verhalten der Touristen über Jahrzehnte hat ihnen nur noch das Bild von Dummen verliehen.
So werden wir mit dem Touristen assoziiert, der sein Geld ohne Ende ausgibt, aber auch für den Bau von Krankenhäusern oder Brücken spendet und den Kindern Stifte und Bonbons verschenkt...Also um das schlechte Geldmanagement der korrupten Regierung auszugleichen.
Ein paar Daten, um die Realität dieser Fakten zu zeigen: Tourismus ist 50% der Einkommen des Landes. Nepal besitzt keine Industrie und produziert nicht genug Nahrungsmittel für die Bevölkerung. Die zweite Hälfte der Einkünfte kommt von den im Ausland arbeitenden Nepalesen, die Geld nach Hause schicken. Im Tourismusbereich sind Unterkunft-, Restaurant- und Transportkosten sowie Einkäufe von Souvenirs die Geldquellen. Außerdem kommen der Tourismusvisum (der im Vergleich zu den nepalesischen Standards teuer ist: 100$ für 90 Tage), Eintrittskosten in den Naturparks und vor allem Trekserlaubnisse (die extrem teuer sein können) dazu...Der nepalesische Staat lebt von dieser enormen Quelle; sie müsste für die Wartung der Wege,
die verantwortliche Verwaltung der Abfälle oder die Erziehung der Kinder in den Dörfern verwendet werden...
Während unseres Treks in den Annapurna Gebirge haben wir den Tod von 17 Sherpas erfahren, die von einer Lawine im Rahmen einer Expedition auf den Everest fortgeschwemmt wurden. Wir haben uns dann fürs Thema interessiert, und folgendes erfahren.
Die Trekerlaubnis für den Everest - ein einfaches Blatt Papier - kostet allein 25.000$. Wir haben nichts gegen Eintrittskosten, um die Anzahl der Expeditionen auf einen Gipfel zu begrenzen, der eine Art Refugium bleiben sollte. Leder verschwindet 95% dieser Summe in die Tasche der nepalesischen Beamten.Daher der Streik der Sherpas und ihr Kampf, um Lohnersätze für die Familien der Opfer und die verletzten Sherpas zu bekommen.
Auf den Annapurna Trek haben wir selber feststellen können, dass die Strassenbauarbeiten von Japan bezahlt sind, den Brückenbau, von einer englischen NGO, die Wasserversorgungsstationen, von Neuseeland...Die Abfälle werden in Flüsse weggeworfen. Ohne Unterstützung der Regierung scheint es logisch, das sich die Leute an die Touristen wenden.
Daraus ergibt sich ein totaler Missverständnis zwischen dem Touristen - der nach Authentizität sucht - und dem Nepalesen - der sich nicht vorstellen kann, dass wir das Zehnfache vom normalen Preis eines Artikels oder einer Dienstleistung bezahlen wollen ("wir sind reich und können doch 10$ für eine 200m lange Taxifahrt zahlen").
Wir haben also den Eindruck, unsere Begegnung mit den Nepalesen irgendwie verpasst zu haben.
Aber wir haben sehr interessante Bergbegeisterte aus der ganzen Welt kennengelernt!
Budget
Das Syndrom der billigen Länder verfolgt uns. Wie in Bolivien haben wir mehr ausgegeben als erwartet. Es liegt teilweise an der Unterschätzung mancher Kostenbereiche und hauptsächlich an nicht geplanten Einkäufen von trendigen Teilen (The, Gebetfahnen) oder Luxusartikeln (Kaschmir), die man 20 Mal mehr in Europa zahlen würde.
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