Nach einem kurzen Aufenthalt in Potosi fahren wir nach Uyuni. Die Stadt liegt mitten in der Wüste und sieht wie das Dekor eines Westernfilms aus. Oder wie das Ende der Welt. Wind und Staub ist alles, was man in den Strassen sieht. Die, die außerhalb der Stadt fahren, wecken den Eindruck, dass sie nirgendwohin führen. Wie in jeder Wüste ist es hier (sehr) warm tagsüber, und sehr kalt in der Nacht. Außer ein Zugfriedhof - alles, was von dem erfolgreichen vergangenen Mineraliengeschäft mit Chile übrig bleibt - bietet Uyuni nur wenig an. Was suchen wir denn hier?

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Uyuni ist aber auch die Einfahrt in den gleichnamigen Salar: eine flache, 12.500 km2 große Fläche von weissem Salz, die bei 3650m Höhe liegt. Wie hat sich dieser Salzsee gebildet? Erinnert euch an den Salinen von Maras in Peru oder an den Titicaca See. Vor 65 Millionen Jahren hat sich die Cordillere der Anden erhöht, und dabei ein Teil des Pazifischen Ozeans eingeklemmt. Dadurch hat sich eine riesige See gebildet. An den flachsten Stellen ist das Wasser abgedampft; es ist nur eine Salzkrüste geblieben, was zum Salar geführt hat. In diesem Gebiet gibt es mehrere: Salar von Tara und Atacama in Chile, Salar von Coipasa, von Chiguana und Uyuni in Bolivien. Dieser her ist der Größte und soll auch der schönste sein.

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Natürlich wird der Salz auch verwendet. Die Einwohner der nächsten Dörfer extrahieren Salzziegel in schwierigen Bedingungen. Ein Verarbeitungswerk integriert Jod in den Salz, damit er auch ohne Folgen verbraucht werden kann. Das nicht verarbeitete Teil wird für die Gerbung des Leders verwendet. Keine Gefahr eines Mangels: Geologen schätzen die Dichte der Salzschicht auf 10 bis 120 Meter ab. Damit kann man alle Teller der Welt bis zum Ende der Menschheit salzen!

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Laut Experten liegt mehr als die Mehrheit der weltweiten Reserven von Lithium unter dem Salar (ca. 5,5 von 11 Millionen Tonnen), was viel interessanter für Bolivien ist. Dieses leichte Metall, der unter anderen für die Herstellung leistungsfähiger Akkus zieht viele Multinationalen an. Präsident Evo Morales hat es bisher geschafft, dieses Schatz zu schützen. Es wird aber regelmäßig verhandelt:

Leider fehlt das Know-How in Bolivien, um diese Rohstoffe zu betreiben, sodass Unternehmen aus dem Ausland notwendig sind. Der Salar st auf Bewährung.

Solange keine Werke oder Bagger die Landschaft zerstören, nutzen die Agenturen in Uyuni das Interesse der Touristen für diese weisse Wüste. Wir starten die Tour mit unserem Begleiter Walter, einer Deutschen, zwei Holländern und einem Venezolaner in einem Geländewagen. Zuerst fahren wir zum Zugfriedhof von Uyuni. Da werden alte Loks eine Zeitlang zum Fotostudio aller Touristen. Das Dekor ist tatsächlich perfekt dafür.

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Während der nächsten kurzen Pause in Colchani beobachten wir die Salzarbeiter. Von Kopf bis Fuß sind sie mit Klamotten bedeckt, um sich von beiden Aggressionen von der Sonne und dem Salz. Um Verbrennungen zu vermeiden tragen sie eine Gletscherbrille und eine schwarze Kapuze. Die Rückstrahlung der Sonne auf diesem voll weissem Boden ist so stark, dass wir die Augen trotz Sonnenbrille zusammenkneifen. Die Brille nur wenige Sekunden abnehmen ist einfach unmöglich. Es ist schlimmer als Schnee in der Sonne.

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Wir fahren über die unendliche Fläche bis zur Inca Huasi Insel. Der Salar ist so groß und der Horizont so flach, dass manKrümmung der Erde an manchen Stellen sehen kann. Die Insel sieht wie ein Passagierschief aus, der mitten im Nirgendwo gestrandet wäre. Sie ist komplett mit mehrere hundert Jahre alten Kakteen bedeckt. Die Reifenspuren der Geländewagen verstärken die Fluchtlinien; in der Ferne kann man die Vulkane sehen.

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Wir bleiben ziemlich lange in der Nähe der Insel, um stachelige und springende Bilder aufzunehmen. Hier können wir uns zum ersten Mal sympathischen Alpakas nähern. das Eine wird liebevoll gegenüber Nicolas.

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Wir verbringen die Nacht in einem Hotel aus Salz. Hier ist es der reichlichste Baustoff. Wände, Bettrahmen, Tische, Bänke, Boden, alles ist aus Salz.

Am nächsten Morgen verlassen wir den Salar und fahren Richtung Sud-Lipez weiter. Dieses Wüstengebiet liegt zwischen 4500 und 5000m. Hier und im Salar von Uyuni wird der Dakar 2014 stattfinden. Dies Landschaften sind absolut wunderschön: hoheitsvolle Vulkane, bunte Wüsten, extravagante Steinformationen und magische Lagunen. An den Cañapa, Hedionda, Charcota, Honda und Ramaditas Seen bleiben zahlreiche rosa Flamingos: unsere ersten wilden Flamingos, die uns beim Fotografieren mehr oder weniger helfen. Nicolas leiht sich das riesige Telezoom von Harry, dem holländischen Fotografen, um ein paar Bilder zu machen. Einziger Nachteil: Größe und Gewicht (gut 1,7kg). Unsere Rucksäcke sind schon nah am Explodieren....

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Dieser Tag endet am Colorada See, dessen rote Farbe durch mikroskopische Algen entsteht. Der sehr starke Wind macht die Wanderung zum Aussichtspunkt besonders schwierig; die Sicht ist aber die Bemühungen Wert.

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In der Nacht kann die Temperatur bis -30°c sinken. Nicolas macht aber trotzdem ein paar Bilder von der Milchstrasse und den Magellan Wolken (unsichtbar von der Nord-Hemisphäre). Hier kann man eins der reinsten Himmel der Welt aufgrund der Höhe und der sehr wenigen Lichtquellen (keine Lichtverschmutzung) beobachten.

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Am frühen Morgen (04:00 Uhr) des nächsten Tages fährt der Wagen zu den Geisern von Sol de Mañana. Wahres Zeichen der vulkanischen Aktivität des Gebiets: Schwefeldampf sprüht aus der Erde mit Geräuschen von Schnellkochtopf. Es ist schön und unerwartet in diesem kalten Morgen.

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Blöde Touristen unterschätzen wie immer die Gefahr einer solchen Stelle: der Eine will unbedingt seine Hände im Dampf (über 100°c heiß) für ein Bild halten; der Andere fällt fast in den Geiser und muss von drei anderen, weniger blöden Leuten gerettet werden.

An manchen Stellen werden von den Winden behauten Eisklingen von Sanddünen "geschoben".

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Zu diesem Zeitpunkt sind wir seit drei Tagen ohne Dusche unterwegs. Gut ist, dass wir jetzt baden können: ein natürlicher, über 37°c warmer Pool erlaubt uns, vor dem Hintergrund mit Bergen und Sonnenaufgang zu entspannen und waschen.

Wir fahren wieder Richtung Dalis Wüste. Es geht um eine schöne, bunte Sandfläche mit Steingarten. Dann fahren wir an der Laguna Verde vorbei. Der Vulkan Licancabur, das perfekte Dreieck, welches die Grenze zu Chile darstellt, steht im Hintergrund.

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Am Grenzübergang verabschieden wir uns von unseren netten Mitfahrern. Wir haben vor, direkt nach San Pedro de Atacama in Chile zu fahren. In einem nächsten Beitrag wird davon berichtet werden.

Während dieser Tour im Sud-Lipez haben wir unseren hundertsten Reisetag gefeiert.

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Ihr möchtet sicher wissen, was es für ein Gefühl weckt: ob das kurz oder lang ist, ob wir uns in Urlaub fühlen?

Eigentlich haben wir eher den Eindruck, dass wir auf Klassenreise sind. Jeden Tag erleben wir neue Sachen (Landschaften, Essen, Kultur, Begegnungen...), und für uns ist alles interessant, aber nicht immer einfach.

Als Reisende auf Langfahrt erleben wir überraschenderweise eine gewisse Routine: auf jeder Etappe müssen wir eine Unterkunft finden (günstig, zentral gelegen, dennschon mit Wlan), eine Stelle suchen, wo Lebensmittel gekauft werden können, das Besichtigungsprogramm bestimmen, Visakartenfreundliche Geldautomaten in sicheren Vierteln finden, Leute kennenlernen, Klamotten waschen, die Website aktualisieren, Tickets für die nächste Busfahrt besorgen, wieder packen, und am frühen Morgen oder späten Abend mit dem Busr zum nächsten Ziel weiterfahren....wo wir mit allem neu anfangen. Durchschnittlich dauert der Zyklus 4 Tage.

Ist es lang? Nein. Wir haben eher das Gefühl, dass wir mehrere kleine Reisen machen, als eine sehr lange: in jedem Platz kommt was neues.

So...Eigentlich freuen wir uns nach wie vor auf euere Kommentare!

Hier findet ihr alle Bilder dieser Wüsten.

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