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Kategorie: Pérou-Deutsch
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Es gibt mehrere Lösungen, um den Machu Picchu zu erreichen.

  1. Bei der Deluxe Lösung nimmt man den Zug zwischen Cusco und Aguas Calientes. Dafür muss man mit 120 Dollars pro Person für die Hin- und Rückfahrt rechnen. Dieser Zug ist Peru Rail genannt. gehört aber einer chilenischen Gesellschaft. Alle Gewinne fließen ins Ausland! Es ist also kein Wunder, dass die Peruaner des Gebiets frustriert sind. Zu diesem Betrag müssen noch der Aufstieg mit dem Bus (20 Dollars), der Eintrittspreis (50 Dollars), der Zutritt zum Huayna Picchu oder zur Montaña (10 Dollars) addiert werden. Und da man nur einmal hier kommt, nimmt man oft einen Führer für die Tour (20-30 Dollars). So kommt man schnell auf 220 Dollars pro Person. Diese schnelle Abschätzung berücksichtigt den Hotelpreis in Aguas Calientes nicht: es gibt kein Monument in der Welt, dessen Zutritt teuerer ist als in Machu Picchu.
  2. Die Low Cost Lösung besteht daraus, einen langen Umweg zu fahren, um den superteueren Zug zu vermeiden. Es muss mit 3 vollen Tagen Bus, Colectivo und Wandern entlang der Zugschienen (zwischen Hidroelectrica und Aguas Calientes)  für die Hin- und Zurückfahrt gerechnet werden. Es ist natürlich günstiger, aber man braucht dafür Zeit und Energie.
  3. Die königliche Lösung: Ankunft über das Tor der Sonne nach 4 Tagen Trek des Inka. Dieser Trek kostet etwas über 400 Dollars pro Person, und muss mindestens 3 Monate im Voraus gebucht werden: der Zutritt ist täglich auf 500 Leute begrenzt. Es sind also zu viele Zwänge für unsere nur grob definierte Agenda.

Wir haben uns für eine vierte Lösung entschlossen, die einer Art Mischung der drei ersten ist: den Salkantay Trek. Fünf Tage Wanderung, die nach einem 4600 m hohen Pass und einem Umweg im Regenwald am Machu Picchu enden. Die Ankunft in Aguas Calientes erfolgt über 2 Stunden Wanderung an den Gleisen, wie in der Low Cost Lösung; für die Rückfahrt geniesst man den Zug. Der Preis ist dann vergleichbar wie in der *Deluxe*, dafür inklusive wunderbare Landschaften, Unterkunft und Vollpension für 5 Tage, und vor allem mit der Zufriedenheit, den Ort mit etwas Bemühung zu erreichen - ein Bisschen wie Hiram Bingham, offizieller Entdecker der Stadt 1911.

Wir beginnen den Trek in einem Dorf, deren wesentliche Einnahmequellen Tourismus und Verkauf von Cochenille sind. Die Cochenille ist ein Schädling des Kaktus - unter anderen. Aus ihren Eiern wird ein karminrotes Pulver produziert, das als Färbemittel für Nahrungsmittel oder Kosmetik verwendet wird. Es ist aber sehr selten und dadurch sehr teuer.

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Unser Wanderführer organisiert eine mini Ernte, um auf das Gesicht aller Gruppenteilnehmer zu zeichnen: die Gruppe wird Pachamama genannt, nach der Mutter Erde, der Hauptgöttin der Inka. So starten wir den 55km langen Trek mit 11 anderen Leuten.

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Die Landschaften dieses ersten Tages sind sehr ähnlich wie die des Santa Cruz Treks: graue, pflanzenlose Berge. Der kurvenreiche Weg führt uns schliesslich zum vor wunderbaren Bergen liegenden Lager. Als der Wind nach dem Sonnenuntergang stärker wird, wird die Kälte nur schwierig erträglich. Der Begleiter rät davon ab, alleine in der Nacht draußen zu gehen, weil die Windstöße stark sein können, und Leute zum Umkippen bringen können (ist schon passiert). Allerdings ist die Nacht so schön mit der Beleuchtung des Mondes, dass es nur schwer fällt, keine Zeit draussen zu verbringen.

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Der zweite Tag soll der schwierigste und der schönste des gesamten Treks sein: 23km Wanderung und 4600 m hoher Pass. Langsam wechselt das Gras vom grau zum goldgelb, während der Himmel eine unglaubliche blaue Farbe behält. Ohne grosse Schwierigkeit erreichen wir den Pass, von dem wir einen wunderschönen Blick auf den Salkantay haben. Dieser Gipfel, dessen Name "Wilder Berg" in Quechua heißt, blieb bisher uneinnehmbar. Der letzte Versuch endete tragischerweise in einer Lawine.

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Wir nutzen die Gelegenheit für eine kleine Feier zu Pachamamas Ehre. Sie besteht aus drei Gebeten an die Winde und der Darbringung von drei Coca Blättern. Diese werden unter einen von unten getragenen Stein gestellt. So werden die üblichen cairns gebildet, diese Steinpackungen, die in den Weg in hohen Bergen zeigen.

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Nach dem Pass beginnt der Abstieg in den Regenwald. nach der Kälte der Höhe wird das Wetter in wenigen Stunden warm und feucht.
Wir gehen durch Kaffeebäume und Bananendampfer. Wir queren Bächer und Bergrutsche durch, wo silberreiche Steine scheinen. Peru ist der erste Silberhersteller weltweit.

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Wir enden den dritten Tag in natürlichen Warmwasserpools. Da wir seit drei Tagen nicht geduscht haben, ist es sehr angenehm!

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Während des vierten Tages gehen wir zum Fuße des Machu Picchu. Wir gehen durch den Regenwald, entlang der Zugschienen zwischen Hidroelectrica und Aguas Calientes. Mitten in dieser Landschaft fühlen wir uns wirklich wie Explorer.

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So kommen wir in Aguas Calientes an, die sieht wie eine Stadt im Far-West aus: die Zuglinie kommt mitten in das Dorf an. Alle Restaurants liegen entlang der Gleise. Die meisten Häuser wurden anscheinend nie fertig gebaut.

Hier findet ihr alle Bilder vom Salkantay Trek.

Am wichtigsten Tag stehen wir schon um 03:30 Uhr auf, und machen uns mit der Stirnlampe auf den Weg zur Brücke, die den Zutritt zum Machu Picchu kontrolliert. Eine lange Schlange wartet schon davor.

Pérou Machu Picchu A 001

Pünktlich um 05:00 Uhr werden die Tore geöffnet, und unsere Tickets geprüft. Danach fängt der einstündige Aufstieg über Steintreppen an: 500m Höhenunterschied im Rennentempo, um von den Ersten beim Eingang zu sein, und den Sonnenaufgang auf der Inka Stadt zu genießen. Als wir nass geschwitzt ankommen, kommen auch wir die ersten Büsse mit frischen Touristen...

Die Lage des Machu Picchu ist tatsächlich außergewöhnlicher als die Gebäude selbst (Häuser, Terrassen, Tempel). Sie wurde damals von Priestern und Ingenieuren fein ausgewählt. Machu Picchu erinnert an Miyazakis Film, Das Schloss im Himmel. Die Stadt wurde auf einen 2500 m hohen, von heiligen Bergen umgegebenen Grat aufgebaut: Machu Picchu, der "alte Berg", und Huayna Picchu, der "junge Berg", den man oft im Hintergrund der Bilder erkennen kann.

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Außerdem ist Machu Picchu über den heiligen Fluss Urubamba gebaut: an dieser genauen Stelle ist sein Verlauf des sehr ähnlich wie der der Milchstrasse. Das Dorf besteht aus zahlreichen Tempeln, Plätzen und Steinhäusern mit Schilfdächern, die eher an die Küste der Normandie oder Bretagne als an die traditionelle Architektur der Inka  erinnern. Die Terrassen dienten der Bebauung von Mais, Quinoa und Kartoffel. Nicolas schafft es, die ersten Sonnenstrahlen auf das Gras zu fotografieren. Einige Wolken kommen vom Tal auf den Huayna Picchu auf...

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Nach Archäologen wurde die Stadt Machu Picchu hundert Jahre lang bewohnt. Die Bevölkerung soll ca. 1500 Leute am Höhepunkt betragen haben. Derzeit ist nur die Hälfte der Stadt von Touristen zu sehen: die andere Hälfte bleibt vom Wald bedeckt. Spezialisten zufolge würde die aus der Aufdeckung resultierende Erosion zum kompletten Zusammenbruch des Machu Picchu führen. Die Stadt ist empfindlich. Die Unesco kämpft dafür, dass die tägliche Zahl der zugelassen Besucher von 2500 auf 1000 gesenkt wird. Man erkennt schnell, dass die Stadt mit Touristen gesättigt ist: es ist fast unmöglich, Bilder ohne Leute zu machen.

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Lösungen werden derzeit untersucht, um diese Anforderungen zu erfüllen: Aufbau einer Gondel zum nächsten Dorf von Choquequirau ( einer anderen Inka Stadt, mitten im Regenwald), Begrenzung der Besucherzahl. Denkt mal an den resultierenden Eintrittspreis...Manche wären sogar dafür, die Stadt komplett zu sperren, und die Touristen nur noch zu Aussichtspunkten aus nahen Bergen zu führen. Eigentlich ist diese letzte Alternative schwierig zu glauben. So eine eierlegende Wollmilchsau will keiner töten!

Wir enden unseren Besuch mit dem Aufstieg des Machu Picchu Berges (3000 m). Inka Treppen sind ziemlich beeindruckend, und der Aufstieg ist sehr anstrengend. Wegen der Höhe ist einer voll in Panikkrise...Aber von oben ist der Blick auf den kleinen Machu Picchu und alle Berge sehr schön. Wir steigen die 1000m unterm tropischen Regen ab. Erschöpft und nass wollen wir am Ende des Tages keine einzige Treppenstufe mehr sehen.

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Machu Picchu hat uns richtig gefallen; das Geschäft, was dadurch betrieben wird, ist viel unangenehmer. Vor allem in einem Land, wo das Jahreseinkommen nur 22 Mal die gesamten Eintrittskosten beträgt.

Hier findet ihr alle Bilder vom Machu Picchu.