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Kategorie: Bolivie-Deutsch
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Es ist die Höhe des Huayna Potosi, der einige zehn Kilometer von La Paz in Bolivien entfernt ist.Wir sind zum Idee gekommen, die Besteigung zu versuchen, nachdem wir Blogs von Reisenden und den Guide du Routard gelesen haben.

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Außerdem sind mehrere Randbedingungen erfüllt, damit wir dies erfolgreich unternehmen können:

Nachdem wir eine gute Agentur gefunden haben, probieren wir die Ausrüstung (Gletscherschuhe, Steigeisen, Eispickel, Helm, Klettergurt...) an. In den Tagen davor sind wir die Märkte in La Paz durchgegangen, um "Angora Sport" Unterhosen (Strumpfhosen aus Kaninchenhaaren) und dicke Socken (mit Gletscherschuhen braucht man zwei Paare) zu finden.

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Am Tag des Starts lernen wir Noémie und Anthony kennen, die mit uns den Aufstieg machen werden. Wir verstehen uns schnell sehr gut mit ihnen, und sie werden dazu beitragen, unseren Aufenthalt angenehm zu machen. Mit unserem Wanderführer Hilario, der die Ausrüstung und Nahrungsmittel trägt, steigen wir in einen Kombi, der uns zum ersten Basislager (4800m) fährt. Nach dem Essen ziehen wir die gesamte Ausrüstung an uns steigen zum Gletscher auf, wo wir das Gehen auf Eis mit Steigeisen und Pickel üben sollen. Dann trainieren wir auch das Klettern einer senkrechten Eiswand, aber nur aus Spaß, da die Besteigung keine solchen technischen Kenntnisse theoretisch verlangt. Die Übung gefällt uns sofort: Ideen für die nächste Zeiten... Wir kommen zum Basislager für unsere erste Nacht zurück. Wir liegen fast hoch wie der Mont-Blanc!

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Am nächsten Tag steigen wir zum zweiten Basislager des Huayna Potosi (5130m) nach dem Frühstück und dem Aufräumen. Wir kommen pünktlich zum Mittagessen an. Wir machen uns etwas Sorgen fürs Wetter, weil die Sonne hinter dicken Wolken seit zwei Tage versteckt ist. Hilario verspricht uns, San Pedro zu beten, damit das Wetter besser wird: seit dem Anfang der Tour hat Hilario auch mehrmals versprechen müssen, dass wir den Titicaca See vom Gipfel sehen werden. Bisher verzweifeln wir überhaupt nicht, dass wir es beide bis ganz oben schaffen werden. Laut dem Guide du Routard ist der Huayna Potosi der einfachste 6000m Gipfel der Welt. Wir wollen daran glauben.

Am Nachmittag gibt Hilario den Hinweis, nur zu erholen, um die Akklimatisierung zu verbessern. Wir spielen mit Anthony und Noémie das Spiel "Rate mal, wer du bist?". So geht es: jemand schreibt einen Namen auf ein Stück Papier, ein Anderer klebt es sich auf die Stirn, und muss durch Fragen herausfinden, um wen es geht. Für Kinofans: es ist genau das Spiel, was deutsche Soldaten vor der Hautszene in Inglorious Basterds spielen. Zwei Belgier und drei weiteren Franzosen spielen später auch mit. Wir verbringen einen sehr guten Nachmittag.

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Um 17:30 Uhr essen wir. Um 18:30 Uhr gehen alle ins Bett. Selbstverständlich ist es unmöglich so früh zu schlafen. Wir drehen uns x-mal im Bett um. Draußen startet ein Schneesturm: sieht für später schlecht aus! Wenn wir endlich schaffen, einzuschlafen, kann es nur noch wenige Stunden dauern. Um Mitternacht geht das Licht der Hütte an. Wir müssen uns durch ein "sehr-Früh"stück verstärken. Aurélie macht den Fehler, einen Milchkaffee zu trinken. Sie hat Hilarios Hinweis am Vorabend nicht gehört / verstanden: Bolivianisches Frühstück war empfohlen, nur Coca Mate und wenig zu essen.

Wir rüsten uns auf uns seilen uns an. Wir starten den Aufstieg gegen 1:40 Uhr. Dunkle Nacht. Das Einzige was wir sehen können sind La Paz und ihre Lichter auf der linken Seite, und den Strahl der Stirnlampe unserer Gefährten. Durch den Sturm liegen 15cm Neuschnee, was das Gehen erschwert.

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Die Besteigung des Huayna Potosi ist vom weiten das Schwierigste, was wir bisher gemacht haben...obwohl wir der Meinung sind, dass wir gute Wanderer sind. Ohne unseren Wanderführer Hilario wäre dies sogar nicht möglich gewesen. Hilario, der uns während des Aufstiegs unterstützt hat. Hilario, der nie an unseren Kapazitäten gezweifelt hat, selbst als Aurélie ihr Frühstück in den Schnee ausgestossen hat. Hilario, der nach wie vor überzeugt von unserem Erfolg geblieben ist, jedesmal wenn Aurélie sich in den Schnee fallen lassen hat, weil sie zu schwach war. Nach ein paar Minuten Erholung fühlte sie die Spannung des Seils, um sie zu zwingen, wieder aufzustehen. "Va a hacerlo! Levantate!". Und sie stand auf und ging weiter...

Gegen 5:00 Uhr bei 5800m fängt der Blizzard an. Hilarios Thermometer meldet -15°c. Wir fügen eine Schicht hinzu. Als sie die Handschuhe wechselt, verliert Aurélie fast zwei Finger wegen der Kälte. Frost bildet sich auf der Windseite der Wanderstöcke, Stirnlampe und Jacke. Als sie den Gipfel erreichen, haben Nicolas und Anthony sogar Eistropfen auf den Augenwimpern.

Wir erreichen das schwierigste und gefährlichste Teil beim Tagesanbruch. der Weg ist fast senkrecht und voll von Steinen, zwischen den Hilario versucht, eine Passage zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir alle anderen Seilschaften trotz unserer Müdigkeit überholt. Zu diesem Zeitpunkt ist für uns auch die Frage, wo wir die Energie für den Abstieg finden werden.

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Der Grat ist ca. 30cm breit. Rechts: 1000m Steilwand. Links: 300m fast so Steile Wand. Kein Fehler erlaubt.

Wir sind die ersten am Gipfel. Aurélie schläft sofort im Schnee ein, ohne die Landschaft zu bewundern. Hauptsache, sie ist angekommen. Zur Zeit sieht man kaum was wegen großer Wolken.

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Aurélie wird von Nicolas aufgewacht: "Der Titicaca!! Der Titicaca!!" Jetzt sieht man tatsächlich den Titicaca See, sowie alle Gipfel der Umgebung UNTER uns.

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Wir stehen gerade über der Cordillera Real. Wir können uns bei San Pedro und Hilario  nur bedanken. Noémie und Anthony erreichen den Gipfel zu diesem Zeitpunkt. Nach einer freundlichen Fotositzung beginnen wir den Abstieg, damit auch die weiteren Leute Platz finden können. Heute schaffen es alle neun Leute bis zum Gipfel nach 1000m Höhenunterschied in der Nacht und mit schwierigen Wetterbedingungen!

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Dank Google Earth seht ihr hier, was wir bestiegen haben:

Huayna Potosi

Nach den wenigen Minuten Schlaf von Aurélie geht es ihr wesentlich besser, und die Euphorie am Gipfel gibt uns genug Energie, um herunterzulaufen. Da wird uns klar, wie steil der Weg ist...und wie tief alle Gletscherspalten sind, die wir dank unseres Wanderführers vermeiden konnten. Moral der Geschichte: nie ohne Wanderführer auf einen Gletscher gehen. Hilario hat ein gutes Trinkgeld verdient! Die sonnige Landschaft ist inzwischen wunderschön geworden. Eishöhlen mit Stalaktiten und Stalagmiten, unbefleckter Schneedecke und allen umstehenden Bergen...

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Erschöpft und glücklich fahren wir nach La Paz zurück. Zwischen unterbrochenen Nächten und ultrasportlichem Tag, haben wir keine Schwierigkeiten, um einzuschlafen!

Bolivie Huayna Potosi 111Hier findet ihr alle Bilder des Huayna Potosi.