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Kategorie: Australie-Deutsch
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Wir machen nur eine kurze Pause in Adelaide. Wir gehen auf die vom Lonely Planet empfohlenen Wegen dieser etwas geschmacklosen Stadt spazieren. Wir nutzen diese Pause, um Nahrungsmittel für die Wüste zu kaufen.

Australie Adelaide A 001

Am nächsten Tag stehen wir früh auf, um direkt Richtung Flinders Ranges National Park zu fahren, etwa 400 km Nord-Westen von Adelaide. Wir hatten aber damit nicht gerechnet, dass unser Mietauto, ein nur wenige Monate altes Nissan mit ca. 23.000 km, uns Probleme macht. Seit ein paar Tagen gibt es schon Schwächezeichen. Komische Geräusche vom Getriebe. Die Perspektive, den Outback durchzufahren (mehr als 40000 km in der Wüste), gefällt uns nicht ganz. Wir wollen aber keine Zeit mit den Reparaturen verlieren, solange wir keine klares Pannenzeichen beobachten. Heute ist es aber eindeutig: das Auto weigert sich, zu starten!

Australie Flinders Ranges 001

Wir rufen Europcar an, der einen Fahrzeugtausch in der nächsten Filiale organisiert. Endlich schaffen wir es, loszufahren, und wir erreichen die Niederlassung. Effizienter Austausch. Wir führen unsere ganze Ausrüstung vom Pannenfahrzeug ins neue Auto über. Ein paar Wochen später werden wir sogar erfahren, dass es sich um ein Herstellerproblem handelte.

Warum erwähnen wir diese Geschichte? Weil wir keinen getroffen haben, der kein Problem mit seinem Fahrzeug hatte. Ob Kombi, Allrad, Limousine...Gebrauchte oder Mietautos. Vom platten Reifen über Getriebeprobleme oder kaputten Motor bis zur kaputten Klimaanlage (mit 45°c ist es schon wichtig!): Australien ist eine wahre Hölle für Autos. Extreme Wetterbedingungen, schlechte Strassen und lange Fahrten erledigen schon alle. Bewerber für die Reise, stellt euch darauf ein, dass ihr Zeit und/oder Geld wegen Autopannen verlieren werdet.

So erreichen wir am Abend die Flinders Ranges, einen Nationalpark mit schönen Wanderwegen, Aussichtspunkten auf das ganze Gebiet, atemberaubenden Sonnenuntergängen und ganz vielen Tieren zu fotografieren.

Australie Flinders Ranges 017

Wir besuchen die Rangers im Visitor Center. Erste Enttäuschung: wir erfahren da, dass alle Wanderwege wegen der vorhergesagten Hitze in den nächsten Tagen gesperrt bleiben. 40°c um 10:00 Uhr: Hiking Ban! Wenn wir uns trotz des Verbots auf den Weg machen, und etwas schlechtes vorkommt, werden wir alle Bergungskosten selber zahlen müssen, und man spricht von tausenden Dollars. Selbstverständlich würde die DAV Versicherung nichts übernehmen. Die Rangerin erklärt uns aber, dass wir das Verbot umgehen können, wenn wir mit den Hühnern aufstehen: erst ab 08:00 werden die Wege gesperrt. Inzwischen können wir nur das Pool des Resorts genießen. Wir sind aber hier zum Wandern, nicht Plätschern! Es ist auch unwahrscheinlicher, Kängurus vom Liegestuhl zu sehen, als auf den Wegen des Bush...

Es gibt tatsächlich wenige Leute im Campingplatz. Wir bauen das Zelten mitten in den Eukalypten. Nicolas geht auf Emujagd: es gibt viele in der Nähe.

Australie Flinders Ranges 088

Wecker um 05:00 Uhr um zu versuchen, die Umgebung ohne Risiko zu entdecken. Wir starten mit je drei Litern Wasser für eine 2,5-stündige Wanderung. Die Rangers haben nicht gelogen. Nachts fällte die Temperatur nicht unter 25°c. Um 06:00 Uhr sind es 30°c, um 07:00, 35°c. Unser kleiner Thermometer zeigt 39°c um 09:00 Uhr an. Wir gehen durch eine ausgedorrte Natur. Alle Bäche sind versiegt. Es bleiben nur ein paar Wasserlöcher, wo die Tiere trinken und dabei auf der Hut bleiben.

Australie Flinders Ranges 034

Denn es gibt weiterhin Leben trotz der Hitze. Wir sehen Kängurus, Wallabies, Emus, und eben eine Eidechse, die wie ein Tannenzapfen aussieht...

Australie Flinders Ranges 040

Der Vorteil, früh zu starten, ist, dass wir den Sonnenaufgang genießen können. Und vom Gipfel des Ohlsen-Bagge Bergs ist das Spektakel wunderbar. Der rotsteinige Grat bildet einen Felsvorsprung mit unglaublichem panoramischem Blick auf das Tal.

Australie Flinders Ranges A 101

An diesem Tag sind es genau 200 Tage Reise! Wir zeichnen einen schönen 200 mit unseren "Schnuckereien" auf ein Stein. Kraftstoff für die übrigen 165 Tage...

Australie Flinders Ranges 076

Wir verbringen die heißen Nachmittage in den offenen Küchen des Campgrounds, schreiben da Beiträge und aktualisieren unser Logbuch (wegen fehlender elektrischer Autonomie und guter Internetverbindung in Patagonien haben wir eine erhebliche Verspätung gesammelt).

Australie Flinders Ranges A 066

Während dieser Arbeitsstunden werden wir von neugierigen, hungrigen und durstigen Vögeln besucht. Sie suchen bis in den kleinsten Ecken der Küchen, beobachten die vom Wasser hinterlassenen Spuren auf dem Spülbecken. Wir füllen einen kleinen Teller mit Wasser und sehen gleich, wie alle feiern!

Australie Flinders Ranges A 057

Zwei große Elstern kommen trinken. Sie sind von ihren grölenden Jungen begleitet, die Würmer oder Insekten von ihnen bekommen wollen. Sie belästigen ihre Mütter ständig (Video):

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Unter anderen kommt ein Dutzend Raubvögel. Sie kommen als Gruppe ums Geschirr und trinken gemeinsam. Sie essen dann Brot- und Küchenstücke direkt aus unseren Händen, nacheinander. Sie streiten, machen Kapriolen oder Rennen. Es ist ständig etwas los!

Australie Flinders Ranges A 126

Am zweiten Abend fahren wir zu einem vom Visitor Center empfohlenen Aussichtspunkt, um den Sonnenuntergang zu sehen. Von der Strasse merken wir viele Kängurus. Große, kleine. Um diese Uhrzeit kommen sie dem Strassenrand näher. Dadurch können wir schöne Portraits schiessen.

Australie Flinders Ranges 110

Vom Hügel beim Verschwinden der Sonne hinter die Berge in einer Farbenexplosion zusehen. Orange, gelb, violett, rot....

Australie Flinders Ranges 143

Später fahren wir zurück...und jetzt stehen die Kängurus nicht mehr am Strassenrand, sondern direkt auf der Strasse. Manche liegen sogar auf dem Asphalt, und die sorgen überhaupt nicht für unser Auto. Wir hupen. Dann mögen sie aufstehen und auf die Seite springen. Wir fahren 40 km/h und sperren die Augen weit auf, um sie zu sehen, bevor sie unter die Räder springen. Nicolas muss voll bremsen, um zwei ca. 60 kg großen Stücke zu vermeiden. Der erste kommt nur wenige Zentimeter von unserer Stoßstange nah.

Als wir die ersten Haufen vermodertes Kängurufleischs neben der Strasse gesehen hatten, hatten wir zuerst vermutet, dass die Australier schlechte Autofahrer seien. Jetzt verstehen wir diesen Massenmord besser, und auch, warum Kängurus nicht so gemocht sind.

Ein paar Tage später werden wir auf dem Weg nach Coober Pedy von einem Polizisten angehalten. Da er denkt, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung 130 km/h auf der Stuart Highway beträgt, fährt Nicolas zu schnell: in South Australia sind es nur 110 km/h. Der sehr nette Polizist glaubt uns, erteilt uns nur eine Warnung und erklärt uns wie die Begrenzungen funktionieren. Wir hätten mehrere hundert Dollars Bußgeld zahlen können. Nach und nach redet er auch mehr. Wir erwähnen schnell unsere selbstmörderischen Kängurus. Er erzählt uns, wie schlimm es im Land ist, und wie viele Unfälle sie verursachen. Die meisten Leute sind mit riesigen Stoß- oder...Kängurustangen ausgerüstet. Davon alle Road Trains.

Australie Red Centre 011

Diese LKWs können mehrere Anhänger schleppen, und haben dadurch eine so hohe Trägheit, dass es zu gefährlich ist, wegen Kängurus oder Vieh zu bremsen. Ja, wir sehen auch tote Kühe am Strassenrand. Der Polizist erklärt uns, wie es vorkommt, dass Road Trains Kängurus über mehrere hundert Metern schieben und dann auf in Gegenrichtung kommende Autos bewegen. Nur Pech!

Australie Coober Pedy A 003

Über Kängurus hört er nicht mehr auf, zu reden. Er erzählt, wie ausgewachsene Kängurus sich gegen Dingos - die wilden Hunde des Bush - verteidigen, die ihre Jungen angreifen. Sie erwischen die Dingos und ziehen sie in ein Wasserloch, um sie zu ertrinken. Sie sind auch in der Lage, Dingos mit den Vorderpfoten zu halten und sie in den Bauch mit den Hinterpfoten zu treten, um sie zu töten. Plötzlich haben wir nicht nur das Bild des süßen springenden Tieres im Kopf. Die dunkle Seite des Kängurus...

Australie Coober Pedy A 118Hier findet ihr alle Bilder der Flinders Ranges.