Von Puerto Iguazu fahren wir Richtung Süden weiter und machen in San Ignacio eine Pause. Von diesem Dorf werden wir das Gebiet der jesuitischen Missionen entdecken.
Zuerst etwas Geschichte. Die Jesuiten kommen 1549 in Brasil, kurz nach dem Anfang der portugiesischen und spanischen Conquista. Ihr Ziel ist, die guten Wilden zu evangelisieren und zivilisieren. Im Gebiet heissen die Urbewohner Guarani, und ihre Lage ist hoffnungslos zu diesem Zeitpunkt. Die Kolons nutzen das System der Encomienda aus, nach dem sie die eroberten Landgüter und alle(s), was drauf lebt, besitzen. Die Guaranis werden versklavt und in Minen oder Felder hingeschickt. Zehntausende sterben aus Aufzehrung, Krankheiten und schlechter Behandlung. Ein Dekret aus Spanien schafft diesen "persönlichen Dienst", den die Guaranis den Kolons schulden, nach starken Unruhen ab. Die Jesuiten bekommen außerdem alle Freiheiten, um die ersten Missionen aufzubauen. Ein Weg, um wieder Ruhe zu bringen, und etwas Kontrolle über dem Gebiet zu behalten.
In den Missionen leben bis zu 7000 Guaranis und jesuitischen Priester. Um besser von den Guaranis akzeptiert zu werden, lernen die Jesuiten ihre Sprache (heutzutage noch eine der beiden offiziellen Sprachen Paraguays) und sie behalten die Struktur der Gesellschaft. So regieren die Könige der Stamme mit Hilfe der Jesuiten, die es dadurch auch erreichen, Nacktheit, Polygamie und gemeinsame Häuser abzuschaffen. Dank der in den Missionen aufgebauten Schulen werden Männer und Frauen alphabetisiert. Es ist die aller erste Gesellschaft, die so weit zu diesem Zeitpunkt ist. Die Gemeinschaften leben aus Handwerk (Weben, Uhrmacherei, Herstellung von Musikinstrumenten), Viehzucht und Landwirtschaft (Baumwolle, Mais). Die Produktion wird proportional zwischen den Familien verteilt. Außerdem verfügt jede Familie über ein privates Feld. Die tägliche Arbeitszeit ist auf 6 Stunden begrenzt (12 Stunden sind in Europa noch die Regel). Die Freizeit wird für Musiklernen, Tanzen und Beten verwendet. Die Bedarfe von denjenigen, die nicht arbeiten können, werden von der Gemeinschaft bedeckt (aller erste Krankenkasse...)
Insofern sind die Missionen das perfekte Beispiel von erfolgreicher, sanfter Evangelisierung und christlichem Kommunismus.
Aber...1750 wechselt die königliche Familie in Spanien und die Bourbon kommen an die Macht. Die Legitimität der "zu unabhängig" gewordenen Missionen wird in Frage gestellt. Außerdem wird bald das Gebiet, wo die Missionen etabliert wurden, zwischen Spanien und Portugal neu verteilt. In diesem politischen Spiel gewinnt Portugal das Territorium aller Missionen. Der portugiesische Regierer ist ein absoluter Feind der Jesuiten, die gebeten wurden, die Missionen zusammen mit den Guaranis zu verlassen. Die meisten weigern sich, und starten Revolten. Die gezwungene Evakuierung der Missionen endet in einem Blutbad. Das Ende einer Utopie.
Wir können euch nur empfehlen, euch Roland Joffrés Film, Mission (mit Jeremy Irons und Robert de Niro, anzuschauen, um ein besseres Bild dieser Periode zu bekommen.
Alle Missionen wurden mehr oder weniger mit derselben Struktur aufgebaut: sehr breiter, viereckiger Platz mit allen wichtigen Gebäuden darum herum: Kirche, Kloster, Friedhof, und die Behausungen der Guaranis.
Wir besichtigen drei Missionen während unseres Aufenthalts. Wir verbringen einen Tag in Paraguay um beide Jesus und Trinidad zu sehen, und besichtigen auch San Ignacio Mini. Die Missionen sind besondere Orte. Meistens bleiben nur noch mehr oder weniger restaurierte Ruinen auf einer breiten Rasenfläche. Man fühlt aber, wie ausgeglichen das ganze ist.
Nebenbei wird Aurélie in Trinidad von zwei Vögeln attackiert, nachdem sie sich dem Baum zu viel genähert hat, wo die Familie ihr Nest hatte. Hier ist das Video:
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